Funktioniert Dauerlicht in der Food-Fotografie? Wir haben uns eines der besten Dauerlicht-Produkte geschnappt und es ausprobiert. Bringt der Aputure LS C300D II die nötige Leistung und wie schön ist das Licht von diesem Biest? Wir haben ihn im Studio getestet und die herrlich duftende Bärlauchzeit damit abgefeiert.
Text: Markus Mallaun
Bilder: Serpil & Markus Mallaun
Grosse Fortschritte beim Dauerlicht
Wir Fotografen arbeiten bekanntermassen mit Blitzen. Damit können wir so richtig Gas geben und nach Lust und Laune tolles Licht reinpfeffern. Bis noch vor kurzem war Dauerlicht entweder sehr schwer, unendlich teuer und ganz schön heiss. Aber die Entwicklung schreitet gerade mit riesigen Schritten voran und bringt Dauerlicht-Produkte auf den Markt, die uns Fotografen aufhorchen lassen. So zum Beispiel der Aputure LS C300D II – ein Dauerlicht, das wir vor allem bei unseren Filmproduktionen einsetzen und in der Community von allen Seiten gelobt wird.
Ein Biest von Licht
Schon mal soviel vorweg. Der Aputure LS C300D II lieferte eine Menge Licht. Sehr viel Licht sogar! Für unsere Filmproduktion, wo wir ihn in erster Linie für die Ausleuchtung von Interview-Situationen brauchen, ist er schlichtweg perfekt und hat bis jetzt jede Anwendung blendend gemeistert.
Sehr angenehmes Arbeiten
Und natürlich liefert er auch am Food-Set eine ordentliche Portion Licht. Das Arbeiten damit ist sehr angenehm. Denn; „What you See, is what you get“. Man erkennt sofort die Lichtrichtung, die Lichtintensität, das Schattenspiel oder „wie weit“ das Licht reicht. Und ungewollte Reflexionen springen einem förmlich ins Auge, noch bevor man den Auslöser gedrückt hat.
Uns hat das Arbeiten mit Dauerlicht durchaus gefallen. Aber; Es gibt gute Gründe, warum im Studio immer noch hauptsächlich mit Blitzlicht gearbeitet wird. In erster Linie hat dies mit der Verschlusszeit zu tun. Ein wenig auch mit den Temperaturen, die ein Dauerlicht abgibt.
Die Verschlusszeit ist die Krux
Ich persönlich bin ein ISO-Fetischist. Je tiefer der ISO-Wert, desto höher hüpft mein Herz. Das kommt daher, dass meine Auftragsarbeiten oft im Printbereich eingesetzt werden und meine Kunden maximale Qualität in Sachen Auflösung erwarten. Deformation professionell. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn der hippe Kundenprojektleiter seine Hornbrille nach unten schiebt, auf den Monitor schielt und bei der Bildkontrolle sagt: „Das ist aber etwas grobkörnig, oder täusche ich mich?“ Das ist auch der Grund, warum wir eine grobe Körnung nur ganz, ganz selten als Stilmittel einsetzen; Die meisten Pfeifen verstehen es schlichtweg nicht.
Ich schweife ab. Zurück zum Thema ISO. Ich verwende also defaultmässig tiefe ISO-Werte. Konkret ISO 100. Da ist offenblendiges Fotografieren mit Dauerlicht kein Problem. Auch freihändig funktioniert. Aber sobald die Blendenöffnung kleiner wird, schrumpft das Raum-Zeit-Kontinuum synchron mit der Verschlusszeit und sorgt für Sorgenfalten.
Ich hatte folgende Werte: ISO 100, Verschlusszeit 1/1,3 Sek, Blende f11. 1,3 Sekunden Belichtungszeit!!! Das ist lang.
- Keine Chance für bewegliche Objekte (z.B. fliessende, tropfende oder frisch gestreute Elemente)
- Aufnahmen nur ab Stativ möglich
- Das Stativ muss wirklich stabil sein
- Die knarrenden Holzdielen in der Jugendstil-Villa sind ebenfalls ein No-Go und sorgen sofort für verwackelte Bilder, wenn nicht die gesamte Produktions-Crew synchron die Luft anhält
Dauerlicht ist trotzdem toll
Nicht jedes Produktbild braucht kurze Verschlusszeiten und viele unserer Aufnahmen entstehen sowieso ab Stativ oder werden offenblendig abgelichtet. Ich werde weiterhin mit Dauerlicht in der Produktfotografie arbeiten. Es ist wie beim Rest der Ausrüstung; Jede Aufnahmesituation stellt unterschiedliche Anforderungen an Kamera, Linsen, Licht, Grip, Teamzusammenstellung, etc. Und genau gleich ist’s mit dem Dauerlicht. Es gibt nicht die einzig wahre Antwort und auch nicht die eierlegende Wollmilchsau auf Stativ.
Fazit Dauerlicht in der Foodfotografie
Vorteil:
- Gleichbleibendes Licht, immer verfügbar
- Licht ist nicht wechselnd, aufgrund von Wolken oder Sonnenauf- und/oder -untergang
- Fotografieren auch bei schlechten Lichtverhältnissen, abends oder nachts möglich
- Einfache Bedienung
- Stufenlose, sehr feine Lichtjustierung
- Reflexionen sind sofort erkenn- und steuerbar
- „What you see is what you get“ (besonders für Einsteiger geeignet)
- Bowens-Bajonette (passt zu vielen Lichtformern oder lässt sich über Adapter-Ringe anpassen)
- Gut geeignet für offenblendiges Arbeiten
Nachteil:
- Geringere Lichtleistung gegenüber einem Studioblitz
- Keine kurzen Verschlusszeiten bei tiefer ISO und kleiner Blendenöffnung
- Temperatur
- Anschaffungspreis
- Runder Softdome (keine gerade Kante wie bei einer klassischen Softbox oder Striplight) …kann aber angepasst werden
Fazit Aputure LS C300D II
- Extrem robuste Verarbeitung
- Sehr stabile Lichtqualität (Gleichbleibende Temperatur, gleichmässige Ausleuchtung)
- Alles sehr durchdacht, praktisch und logisch
- Gute Qualität der Stecker, Anschlüsse und Kabel
- Angenehme Grösse und Bedienbarkeit der Power Supply Steuerbox
- Perfektionierte Innenstruktur der Reflektorschüssel für noch mehr Lichtausbeute
- Super leise Lüfter (nahezu geräuschlos)
- Steuerbar über App oder Fernbedienung
- Sehr viel Lichtpower
- Folienhalterung für Light Dome on board
- Gutes Sortiment an Accessoires
- Gute und robuste Tragtasche
- Läuft auch mit V-Mount Akkus
Negativ:
- Etwas teuerer als die Konkurrenzprodukte
- Feste Tageslichttemperatur Kelvin-Temperatur nicht justierbar (Aputure LS C300X ist justierbar, allerdings mit starkem Lichtverlust)