Endlich ist draussen wieder schönes Wetter und man kann auf all die Flohmärkte, um nach neuen Accessoires für Food-Fotos zu suchen. Denn sie sind die heimlichen Stars in der Food-Fotografie. Ohne sie läuft nix! Und wer mir altes Zeugs vorbeibringt, macht mich so richtig glücklich. Doch wo findet man Props & Accessoires für die Food-Fotografie? Ich erklärs euch.
Text & Bild: Markus Mallaun
Die Pandemie hat uns letztes Jahr einen ganz schönen Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur, weil das Fotografie-Business völlig zusammengekracht ist, sondern auch weil all die tollen Flohmärkte, Brockenstuben und Antiquitätenläden auf Halbmast gesetzt worden sind. Sie sind oft unsere Quellen für all den schönen Schnickschnack-Reichtum – und es war traurig, dass wir so lange unsere Nasen und Finger nicht mehr in all das alte Zeugs stecken konnten.
Um so schöner, dass wir jetzt wieder losziehen können, auf der Suche nach schönen Trouvaillen, verborgenen Schätzen und Küchendingsbums mit Patina.
Wir sind immer auf der Suche nach alten, patinierten Küchen-Utensilien.
Wir sind immer auf der Suche nach alten, patinierten Küchen-Utensilien. Alle möglichen Accessoires, welche unsere Food-Fotos aufhübschen und anreichern können. Vorallem alles aus Holz hats uns angetan. Da erwärmts unser Fotografenherz.
Egal ob Teller, Besteck, Schalen, Schüsseln, Pfannen oder Gläser…
Bei uns stapeln sich mittlerweile alle möglichen Küchen-Utensilien und Accessoires. Unser Fundus gleicht schon fast ein wenig einer ausgewachsenen Brockestube. Und doch sind wir immer noch auf der Suche nach Neuem, bzw. Altem. Hauptsache die Teile haben Patina und Charme. Am liebsten wurden die begehrten Accessoires damals von unseren Grossmüttern in der Küche benutzt oder liegen irgendwo verstaubt im Estrich rum und warten auf einen neuen Besitzer. Je patinierter um so besser – dann können wir sich auch in unsere Fotos einbauen.
Silberbesteck findet man am besten in der brockeNstube!
Silberbesteck kauft man auf keinen Fall online! Dort wird viel zu viel Sentimentalität mitverkauft. Das Selbe gilt für etablierte Flohmärkte. Die besten Preise findet man definitiv in den Brockenhäusern. Je nach Brockenhaus liegen die Teile achtlos irgendwo in einer Ecke in einer Kiste und kosten bloss wenige Franken. Der Vorteil bei uns Food-Fotografen ist, dass wir einzelne Teile brauchen (ich kaufe immer möglichst Zweier-Sets), während Otto Normalverbraucher nach ganzen, vollständigen Besteck-Sets fragt. Die haben natürlich ihren Preis, Einzelstücke weniger.
Alles aus Holz ist so teuer wie Gold
Ich liebe alte Küchen-Utensilien aus Holz! Egal ob Besteck, Reiben, Schalen oder Butterformen; Am liebsten ganz dunkel und mit dem einen oder anderen Wurmloch. Aber leider sind genau diese Exemplare am Seltensten zu finden und preislich eher im oberen Segment angesiedelt.
Ich war lange auf der Suche nach schönen Schneide-/Küchenbrettchen. Mit Patina, alt und gross sollten sie sein. Ich wurde auch fündig; Ein echtes Bijou! Allerdings zu einem Preis, der mich fast vom Sockel gehauen hat; CHF 150.00! Ich muss allerdings zugeben, dass es sich beim Verkäufer dieses schönen Schneidebretts um einen wirklich tollen Antiquitäten-Laden mit eigener Restaurationsabteilung handelte, der traumhaft schöne Sachen hat. Ein Ort, den man am liebsten auf der Stelle leerkaufen möchte. Wer das nötige Kleingeld hat, dem kann ich diesen Laden wärmstens ans Herz legen: Atelier Hofer in Emmen. Unbedingt mal reinschauen!
Kurze Zeit später habe ich auf Facebook-Market-Place dann doch noch das Richtige gefunden. Eine nette Dame aus dem Luzerner Seeland hat mir ein altes Küchenbrett für CHF 27.00 verkauft, das sie von einer Haushaltsauflösung hatte.
Es gibt sie also doch noch – die Schnäppchen, die Freude-macher. Man muss nur lange genug danach suchen und keine Gelegenheit auslassen. Die schönsten Stücke haben wir in letzter Zeit auf kleineren Flohmärkten auf dem Land gefunden. Oder kleine Quartierflohmärkte – auch dort wurden wir schon fündig.
Glasprodukte sind am einfachsten zu finden
Im Gegensatz zu den holzigen Accessoires hat Glas einen grossen Vorteil: Auf dem Foto sieht man selten, ob die Schale aus aus der Zeit von Marco Polo stammt und mundgeblasen ist oder ob sie aus einer industrieller Produktion stammt. Man kann also auch getrost zugreifen, wenn das Kristallglas nicht die allerbeste Güte hat. Hauptsache die Form und das Design stimmen. Vorallem, wenn das Glasobjekt nur eine dekorative Funktion übernimmt (als Accessoire oder Teilelement) – kann man beruhigt die günstige Variante wählen. Anders verhält es sich natürlich, wenn das Glas der Star des Bilds ist (z.B. für einen Getränke-Shot oder eine Aufnahme, wo das Glas im Zentrum und prominent im Bild steht).
Interessanterweise findet man überall ziemlich viele schöne, alte Küchenutensilien aus Glas. Egal ob auf dem Flohmarkt, online oder im Kleinanzeigenmarkt. Sogar neu gekaufte Gläser vom Detailhandel können sehr schön sein. Hauptsache das Design stimmt
Teller – auch davon kann man im Studio nie genug haben. Am liebsten einmal quer durch alle Zeitepochen und in allen möglichen Design-Variationen. Schönes altes Porzellan hat genau so seinen Reiz, wie von Hand geformtes Steingutgeschirr aus dem hintersten Zipfel Japans. Nur das Bopla-Geschirr und all seine anderen Zeitgenossen aus den 70er bis 90er Jahren kann man getrost im Regal stehen lassen – da fehlt leider gänzlich jeglicher Charme.
Steingut und Töpferwaren sind voll im Trend
Zurzeit ist vorallem Steingut als Material sehr angesagt und jeder Influencer oder Foodblogger präsentiert auf seinen Bildern stolz seine Sammlung. Besonders jene Stücke aus Ton, welche von Hand glasiert sind und einen asiatischen Touch haben sind sehr begehrt und werten jedes Food-Foto auf. Leider sind auch hier die Preise nicht unbedingt auf Discounter-Niveau angesiedelt. Denn Tellern, welche aus der Billig-Ecke stammen, sieht man sofort an, dass sie aus einer maschinellen Produktion stammen. Finger weg von Industrie-Produkten. Dies sieht man auf den Fotos. Sie sind schlichtweg zu gleichmässig und langweilig oder glänzen wie die Fettstirn bei der Wüstenreise.
Schenkt mir eine Kupferpfanne und ich bin glücklich
Es gab Zeiten, da war ich richtig besessen von alten Kupferpfännchen und -schalen. Ich liebe Kupferpfannen und meine Frau hat mir zeitweise fast den Hals umgedreht, als ich wieder einem alten Ding nachgerannt bin. Aber sie sind für mich der Inbegriff des wertigen Kochutensils, der jeden Kochprozess in eine neue Sphäre lupft und einen ganz eigenen Look haben. Mittlerweile hat sich meine Obsession etwas entspannt und ich kaufe nur noch, wenn es direkt vor mir liegt und mich anlacht.
Das Gute ist, dass man sie noch zahlreich findet. Kupferpfannen sind interessanterweise ein Produkt, das sich am besten online finden lässt (z.B. auf Tutti.ch oder Facebook Market Place). Keine Ahnung warum, aber ist nun mal so. Im Gegensatz zu Holzprodukten, sind sie dort zahlreich zu finden und zu vernünftigen Preisen.
Sucht nicht nur in der Schweiz!
Die Schweiz ist eine Hochpreisinsel und hierzulande gibts den einen oder andern Food-Blogger, der euch die schönsten Stücke auf dem Flohmarkt frühmorgens vor der Nase wegschnappt.
Die schönsten Teile habe ich auf meinen Auslandreisen gefunden. In Frankreich zum Beispiel. Als wir das letzte mal tief im Herzen der Region Aquitaine waren, sind mir die schönen Stücke praktisch von alleine in den Schoss gehüpft. Schöne, alte, patinierte Accessoires und einige davon so ausgefallen, dass ich nachfragen musste, was denn genau die Funktion dieses edlen Teils war.
Wenn der Flohmarkt zum Antiquariat wird
Etwas hat sich geändert in letzter Zeit; Ich habe je länger und mehr das Gefühl, dass auf etablierten Flohmärkten das hinterletzte popelige Stück Besteck als Antiquität angeboten wird. Die Preise sind in den letzten Jahren gefühlt laufend am steigen. Und der schöne Zürcher Flohmarkt am Bürkliplatz verlangt längst den Bohemian Goldküsten-Bonus, der leider weit weg ist vom bodenständigen, was dieser einzigartige Flohmarkt mal verkörpert hat.
noch schnell im Netz checken, was der Silberlöffel kostet
Eine weitere Neuzeiterscheinung hat damit zu tun, dass sich die Anbieter vor dem Verkauf im Netz erkundigen, wie hoch die durchschnittlichen Preise für ihre vermeintlichen Antiquitäten sind. Und so entstehen schnell mal astronomische Phantasiepreise. Insbesondere auch, weil man bei der Recherche nicht einschätzen kann, ob der Preis realistisch ist oder ob der Verkäufer monatelang auf seinem Restposten sitzen geblieben ist.
Wer also auf der Suche nach schönen Food-Accessoires ist, soll sich gut überlegen, wohin er seine Nase reinsteckt. Wie ich euch bereits oben beschrieben habe, hat jedes Teil seinen bevorzugten Markt.
Am Ende zählt vorallem Ausdauer und Geduld sowie der Spass am Durchstöbern und die unablässige Freude immer wieder auf Entdeckungsreisen zu gehen.