Was passiert, wenn ein Fotograf plötzlich KI-Bildwelten berät? Markus Mallaun ist nicht nur der Autor und Fotograf dieses Blogs – heute ist er zusätzlich einer der profiliertesten Experten für KI-Bilder in der Unternehmenskommunikation. Im Gespräch mit Fotografenkollege Tobi Meier wird schnell klar: Hier spricht keiner, der sich vom Hype treiben lässt. Sondern jemand, der weiss, wie Marken ticken, wie Bilder wirken und warum KI-Werkzeuge genauso viel strategisches Feingefühl brauchen wie Licht und Perspektive. Ein Gespräch über Bildethik, Stilgefühl, neue Möglichkeiten und warum Fotograf:innen jetzt die Ärmel hochkrempeln sollten.

Das Interview hat mein geschätzter Kumpel und geistiger Sparing-Partner Tobi Meier geführt.

Tobi: Markus, bevor wir uns in die Tiefen der KI-Bildwelt stürzen – Hand aufs Herz: Wie viel fotografierst du heute eigentlich noch selbst?

Markus: Mehr als viele denken – und weniger, als ich manchmal gerne würde. Ich bin nach wie vor regelmässig mit der Kamera unterwegs, vor allem für Corporate-Fotografie und Mitarbeitendenportraits. Aber mein Fokus hat sich verschoben – vom reinen Bildermachen hin zur strategischen Bildberatung.

Tobi: Und jetzt mischst du auch noch im KI-Zirkus mit… wie kam’s dazu?

Markus: (lacht) Ja, ist ein wilder Ritt. Ich habe gemerkt, dass die Technologie nicht nur Spielerei ist, sondern echte Konsequenzen für die Unternehmenskommunikation hat. Viele Firmen wussten schlicht nicht, was sie mit KI-Bildern machen dürfen, können oder sollen. Und weil ich sowohl die kreative als auch die strategische Seite kenne, lag es nahe, daraus ein Beratungsangebot zu machen.

KI-generiertes Bild des Robotic Girls mit einer Schrotflinte bei der Jagd im Wald, mit Hirsch im Hintergrund
Prompts für konsistente Markenbilder dürfen kein Zufallstreffer sein.

Tobi: Gab’s einen Schlüsselmoment, wo du wusstest: „Jetzt geh ich da rein“?

Markus: Definitiv. Es war ein Abend mit Midjourney V5. Ich hatte ein Briefing eines Kunden vor mir – klassisch für ein Fotoshooting – und habe es einfach mal eins zu eins in die KI gepackt. Was rauskam, war erschreckend gut. Und erschreckend falsch. Da wurde mir klar: Ohne Konzept, ohne Markenverständnis, ohne Bildstrategie wird das nix. Und genau da wollte ich ansetzen.

Tobi: Du bist ja kein Tech-Nerd, der in Prompt-Tiefen versinkt, sondern eher der Marken-Fuchs. Was reizt dich an KI-Bildern?

Markus: Die Möglichkeiten. Die Geschwindigkeit. Die Kreativität. Und ehrlich gesagt: Auch die Herausforderung, daraus etwas zu machen, das echt wirkt – und nicht nach Plastik. Ich sehe KI nicht als Ersatz, sondern als Werkzeug. Aber nur, wenn man weiss, wie man’s einsetzt.

Tobi: Gibt’s einen klassischen Anfängerfehler bei KI-Bildern, der dir immer wieder begegnet?

Markus: Oh ja – zu denken, dass ein gutes Bild reicht. Tut es nicht. Markenbilder brauchen Kontext, Stil, Wiedererkennung. Und das passiert nicht zufällig. Ich sage immer: Auch bei KI-Bildern braucht es ein visuelles Corporate Design – nur halt im Prompt.

Tobi: Und wie reagieren Firmen auf dein Angebot? Sind die bereit für KI?

Markus: Die meisten sind neugierig – und gleichzeitig verunsichert. Viele wissen, dass da was kommt, haben aber keine Ahnung, wie sie’s anpacken sollen. Genau da helfe ich: Orientierung schaffen, Prozesse definieren, Sicherheit geben. Ich bin der mit dem Kompass in der KI-Bild-Wildnis.

Tobi: Klingt nach viel Überzeugungsarbeit…

Markus: Klar, aber es macht auch Spass. Vor allem, wenn der Aha-Moment kommt. Wenn jemand sagt: „Ah, darum sehen unsere letzten drei KI-Bilder alle aus wie aus einem anderen Universum.“ (lacht)

KI-generiertes Bild von zwei asiatischen Teenager-Mädchen im hohen Gras und zwischen Mohnblumen, mit Handy
KI-Bild-Generatoren machen zwar riesige Fortschritte haben aber auch ihre klaren Grenzen.

Tobi: Bist du dann eigentlich noch Fotograf – oder eher Berater?

Markus: Ich bin beides. Ich denke in Bildern, ticke aber strategisch. Ich sehe mich als Übersetzer: zwischen dem, was Marken brauchen – und dem, was KI liefern kann.

Tobi: Thema Ethik. Wo ziehst du die Grenze bei KI?

Markus: Da wird’s spannend. Ich sage immer: Wenn ein Bild einen echten Menschen ersetzt oder eine Realität vorspiegelt, die so nie existiert hat, muss das transparent sein. Ich bin kein Moralapostel, aber ich glaube an Verantwortung in der Kommunikation.

Tobi: Was sagst du zu denen, die KI generell verteufeln?

Markus: Die gab’s bei der digitalen Fotografie auch. Ich glaube, wir müssen lernen, damit umzugehen – nicht davor weglaufen. Verbieten bringt nix. Besser: Verstehen, Regeln aufstellen und sinnvoll integrieren.

Tobi: Lass uns mal nerdig werden: Was ist dein Lieblingsprompt?

Markus: (lacht) Ich hab da so eine Mini-Bibliothek an getesteten Prompts. Aber eigentlich ist es weniger ein Prompt, sondern ein SREF-Code bei Midjourney, den ich unglaublich schön finde:
„–sref 3284776942“ Klingt trocken, macht aber tolle Bilder.

Tobi: Wie sieht ein typischer KI-Workshop mit dir aus?

Markus: Sehr interaktiv. Ich fange oft mit einem Reality-Check an: Wir schauen gemeinsam, wie Bildwelten heute in der Firma aussehen. Dann erarbeiten wir Guidelines, testen live Prompts, sprechen über Risiken und Prozesse. Und am Ende hat jeder nicht nur schöne Bilder, sondern auch ein besseres Verständnis.

Der KI-Bild-Experte Markus Mallaun ist nicht nur Podcast-Host und Buch-Autor, sondern auch Fotograf & Filmer

Tobi: Du arbeitest mit Firmen, nicht mit Privatpersonen. Warum?

Markus: Weil da die grösseren Hebel sind. Eine gute KI-Bildstrategie beeinflusst bei Firmen die ganze Kommunikation – nach innen und aussen. Und ehrlich: Ich mag es, wenn Dinge Wirkung zeigen.

Tobi: Welches Unternehmen hat’s aus deiner Sicht bisher richtig gut gemacht?

Markus: Es gibt einige, die erste Versuche wagen – mit Licht und Schatten. Ein paar Techfirmen machen das richtig clever, aber die spannendsten Cases sehe ich oft bei KMUs, die mutig sind und sich wirklich mit Bildstrategie auseinandersetzen. Die, die nicht nur „cooles Bild“, sondern „was sagt es über uns?“ fragen.

Tobi: Was sagst du Fotograf:innen, die Angst haben, dass KI ihnen den Job wegnimmt?

Markus: Ich sag: Bleib neugierig. Lern das Werkzeug kennen. Positionier dich neu. Wer nur auf den Auslöser drückt, wird vielleicht ersetzt. Aber wer Konzepte denkt, Menschen inszeniert, echte Momente einfängt – der bleibt relevant.

Tobi: Denkst du, in fünf Jahren schiessen wir gar keine Fotos mehr?

Markus: Unsinn. Wir werden beides haben: KI-Bilder und echte Fotografie. Die Frage ist nicht „entweder oder“, sondern „wann was“. Die Kamera bleibt. Aber wir werden viel bewusster entscheiden müssen, wann wir was wie einsetzen.

Tobi: Du arbeitest mit einem eigenen Buch „Corporate Bilder im Zeitalter von KI“, dem Podcast Image.AI, Beratung, Vorträgen – ist das nicht too much?

Markus: Es ist viel, aber es hängt alles zusammen. Das Buch ist mein Fundament, der Podcast bringt Stimmen aus der Praxis, die Beratung setzt’s um. Ich nenn das mein kleines KI-Ökosystem (grinst).

Markus Mallaun, KI-Bild-Experte und Host des Podcasts Image.AI

Tobi: Letzte Frage: Was macht dir an deinem Job am meisten Freude?

Markus: Wenn jemand nach einem Workshop sagt: „Jetzt weiss ich, wie wir mit KI arbeiten können – und worauf wir achten müssen.“ Wenn kreative Klarheit entsteht. Und wenn ein Bild wirklich sitzt – egal, ob aus der Kamera oder aus der KI.

Tobi: Danke dir, Markus. Ich hab viel gelernt – und Lust bekommen, mal wieder was zu prompten. Vielleicht sogar strategisch. (lacht)

Markus: Unbedingt. Aber nur mit Stil. Und Haltung.

Studio-Portrait von KI-Bild-Experte Markus Mallaun in einem patinierten Chesterfield-Sessel, schöner Studiobeleuchtung und Holz-Hintergrund
KI-Bild-Experte Markus Mallaun in seinem Podcast-Studio

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