Vor kurzem wurde der Erweiterungsbau des Kunsthaus Zürich eröffnet. Eine gute Gelegenheit die Architektur zu studieren und die Fuji GFX100s mit dem Fujinon GF 23 f4 für Architekturfotografie auszuprobieren. So viel schon mal vorweg; It’s mind-blowing!
Text & Bild: Markus Mallaun
Zugegeben; Ich bin nicht wegen der Ausstellung gekommen. Seit zwei Tagen hat es durchgeregnet, und ich wollte unbedingt fotografieren. Also Indoor, möglichst spannende Architektur ist gefragt. Da sind wir in Zürich leider nicht so verwöhnt und mein Fotografenherz schielt immer mit einem weinenden Auge nach Basel, wo Architektur sich noch austoben darf.
Also fiel meine Wahl auf das Kunsthaus Zürich und ich packte schnell Kamera, Linse und Stativ ein, um dem neuen Erweiterungsbau von David Chipperfield Architects einen Besuch abzustatten.
Nett ists dort. Schöne, lange, klare Linien, keine Farbschnörkeleien – Beton und Marmor. Stativ ausgepackt, Kamera drauf und einfach mal losgelegt. Und es dauerte nicht lange, bis der erste nette Mitarbeiter mich freundlich drauf hinwies, dass Aufnahmen mit dem Stativ verboten seien.
Als Fotograf frage ich öfters um Verzeihung, als um Erlaubnis
Mir war schon bewusst, dass die Geschichte mit dem Stativ wohl nicht so gerne gesehen wird. Und tatsächlich; das musste ich dann auch gleich wegpacken. Kein Problem – verstehe ich natürlich.
Das Fujinon GF 23mm f4 ist die stärkste Linse, mit der ich je gearbeitet habe
Was für ein Biest von einer Kamera und was für ein krasses Objektiv. Ich bin erst seit kurzem auf das Mittelformat von Fuji umgestiegen. Bis anhin fotografierte ich mit Nikon. Nikon war (und ist immer noch) mein Work-Horse. Unzerstörbar, in jeder Situation zuverlässig und sie hat mich in jeden hintersten Winkel dieser Welt begleitet. Für Lifestyle-Aufnahmen habe ich ein umfangreiches Fuji X-Sortiment mit den tollsten Prime-Linsen; Ebenfalls ein Garant für tolle Bilder und viel Spass beim Fotografieren.
Ich bin also ziemlich verwöhnt, was gutes Equipment anbelangt. Aber der Umstieg auf die Fuji GFX100S hat mich fast aus den Latschen gehauen. Als ich zum ersten mal das GF 23mm f4 aufgeschraubt habe und durch den Sucher kuckte, traute ich meinen Augen kaum. Dieses dicke Rohr ist einfach eine Granate! Fast kein Verzug, bock scharf bis in alle Ecken und schlichtweg perfekt für Architekturfotografie.
Ich hatte noch nicht viel Zeit, die Kamera und die Linse ausgiebig zu testen; Sobald ich mehr damit gearbeitet habe, kommt hier ganz bestimmt noch ein anständiger Review dazu. Aber was ich bis jetzt erkennen konnte ist atemberaubend. Ich freue mich schon jetzt auf alle weiteren Fotoprojekte mit meiner neuen Fuji GFX und bin dankbar, den Umstieg, bzw. die Ergänzung zum Mittelformat gemacht zu haben. Wow – das wird ein grosser Spass!
Zum Glück hat meine Fuji GFX einen In Body Image Stabilization IBIS. Übermässige Langzeitbelichtungen waren damit zwar nicht mehr möglich, aber ich konnte zumindest weiterfotografieren. Eigentlich wollte ich noch mehr Bewegungsunschärfe von den Menschen auf den Bildern. Aber ohne Stativ war dies natürlich nicht möglich.
Nochmals eine Bemerkung zu meinem obigem Zitat: „Als Fotograf frage ich öfters um Verzeihung, als um Erlaubnis“. Das hört sich enorm frech an. Allerdings meine ich damit nicht, dass ich mich einen Deut um Vorschriften, Regeln und Gesetze schere. Im Gegenteil! Aber ich habe in meiner Fotografen-Karriere gelernt, dass ein nachträgliches, freundliches Gespräch oftmals zielführender ist. Denn nicht selten entsteht ein gutes Bild durch Spontanität oder den richtigen, perfekten Moment. Da bleibt dann keine Zeit, eine Bewilligung einzuholen oder es steht einem ein übereifriger Mitarbeitender mit der „Zutritt für Fotografen verboten-Keule“ im Weg, der oder die es gar nicht böse meint, sondern bloss seinen Job gewissenhaft machen möchte und dessen Vorstellungskraft leider nicht ausreicht, um nachvollziehen zu können, warum mir nun genau im hier und jetzt dieses Bild so wichtig ist und ich unbedingt auf den Auslöser drücken muss.
Also nochmals zur Erinnerung: Lasst das Stativ zu Hause, wenn ihr das Kunsthaus Zürich besucht. Stativaufnahmen sind nicht erlaubt und das muss man akzeptieren.
Wie war sie denn nun, die Architektur im Kunsthaus Zürich? Nett, eigentlich. Aber gleichztigig auch extrem langweilig. Ein typischer, zwinglianischer Architekturkompromiss, der ganz bestimmt für ganz viel Harmonie in der Architektur-Projektgruppe gesorgt hat, aber im Internationalen Vergleich so bedeutungslos ist, wie das Gartenhäuschen meiner Tante Frida.
Unter dem Strich also eine weitere verpasste Chance für Zürich, spannende Architektur nach Helvetien zu bringen. Man baut in der Zwingli-Hauptstadt lieber gigantische graue Getreide-Silos oder kastriert Architekturprojekte runter, bis ein schöner Kompromiss entsteht.
Für einige nette Architektur-Fotos reichts allemal, und die Kunst kann durch den schnörkellosen Bau bestimmt „gut atmen“. Mehr aber auch nicht. Schade.